Allgemeines
Wie kann das fast gesamte Lernspektrum der Technikerausbildung auf einmal genutzt werden, bevor es zurück ins Berufsleben geht? Und wie erfährt man, wie es später als Konstrukteur zugeht - mit langen Sitzungen, Problemen, für die es scheinbar keine Lösung gibt und Kunden, die ihre eigen(sinnig)en Wünsche haben? Genau: mit einer Projektarbeit!
An der Maschinenbauschule Landshut wurde dieses Wahlpflichtfach im Schuljahr 2008/09 eingeführt. Es hat sich im Laufe der Jahre als fester Bestandteil unserer Technikerausbildung etabliert und ist dort sicherlich eines unserer Aushängeschilder!
Von unseren angehenden Technikern wir dieses Fach sehr gerne gewählt, da der Techniker dadurch den Nachweis erbringt, dass er zu selbstständigem, zielorientiertem und realistischem Projektieren fähig ist. Dies ist sicherlich ein Highlight im Bewerbungsschreiben eines jeden Technikers! Hat er die Arbeit in Kooperation mit einem Betrieb gefertigt, so bringt ihm dies dort natürlich auch einen enormen Bonus!
Übrigens: Bei vielen Projektarbeiten unserer Techniker handelt es sich um mittlerweile patentrechtlich geschützte Konstruktionen. Andere, die in Zusammenarbeit mit Betrieben und Konzernen angefertigt wurden, unterliegen sogar der Geheimhaltung, weswegen sie hier leider nicht näher beschrieben werden können!
Wie läuft eine Projektarbeit ab?
Die Projektarbeit ist mit 3 Wochenstunden im Lehrplan verankert. Da aus unserer Sicht diese Zeit sehr eng bemessen ist, beginnen wir mit der konstruktiven Umsetzung und Ausarbeitung bereits nach den Weihnachtsferien im Rahmen des Konstruktionsunterrichts des ersten Techniker-Schuljahres.
Ziel ist es, bis etwa Mitte Juli (also kurz vor Notenschluss des 1. Schuljahres) eine Aufgabenstellung aus der Mechanik, kombiniert mit der dazugehörenden Sensorik, gemäß den geltenden Regeln der technischen Dokumentation, zu lösen. Es wird erwartet, dass eine komplette Baugruppenzeichnung mit Stückliste und den dazugehörenden Einzelteilzeichnungen vorgelegt wird. Diese Arbeit fließt in die Benotung mit ein.
Im 2. Schuljahr beginnt die reguläre Projektarbeit mit der konstruktiven Überarbeitung der vorgelegten Entwürfe. Dies sollte etwa bis zu den Weihnachtsferien abgeschlossen sein! Parallel dazu läuft bereits der planerische Teil der Projektarbeit. Dazu gehören u. a. die Ausarbeitung eines Pflichtenheftes, die Kosten-Nutzen-Analyse, Terminplanung, Arbeitsplanung, Kalkulation, etc. Der Umfang ist von der Gruppenstärke und dem Schwierigkeitsgrad abhängig und wird mit dem Projektbetreuer in der ersten gemeinsamen Sitzung besprochen. Auf ein einheitliches Erscheinungsbild aller Dokumente und Formulare wird ebenfalls Wert gelegt.
Die Einladung zu den Besprechungen mit dem Projektbetreuer muss termingerecht (mind. 1 Woche vor dem vereinbarten Termin) erfolgen. Der Gesprächsinhalt von Sitzungen mit der Projektbetreuung ist zu protokollieren. Die Schülerinnen und Schüler geben dem Projektbetreuer für die mündliche Leistungserhebung einen detaillierten Projektbericht und ggf. auch Problembericht.
Vor den eigentlichen Abschlussprüfungen endet in der zweiten Jahrgangsstufe die Projektarbeit mit dem Abschlussbericht, der im Rahmen einer ansprechenden Präsentation einem mehrköpfigen Beurteilungsgremium darzulegen ist. Als Unterlagen liefern die Techniker zu diesem Termin ihre "Technikerarbeit" (Projektarbeitsdokumentation) ab. Sie beinhaltet neben dem Abschlussbericht und dem kompletten Zeichnungssatz alle schriftlichen Aufzeichnungen, wie Projektantrag, Projektauftrag, Terminplanung, Arbeitsverteilung (wer hat an welchem Abschnitt maßgeblich mitgewirkt), eidesstattliche Erklärung der Teilnehmer, Kalkulation, Protokolle, Zwischenberichte, etc. Diese Arbeit wird als Schulaufgabennote gewertet. Im Übrigen gibt es in dem Fach noch eine mündliche Note (siehe vorheriger Absatz – Projektbericht), die zur Bildung der Gesamtnote "Projektarbeit" beiträgt!
Der Umfang der Ausarbeitung entspricht weitgehend dem, was für technische Ausarbeitungen als abschließendes schriftliches Manuskript im Rahmen von üblichen Seminar-, Kolleg-, Bachelor- oder Masterarbeiten verlangt wird!
Welche Zielsetzung hat die Projektarbeit?
- realitätsnah, möglichst in Kooperation mit Betrieben (Durchführung auch außerhalb der Schule)
- selbständiges Ausarbeiten
- Teamarbeitsgedanke (2 bis 3 Personen)
- fächerübergreifend
- komplex
- Präsentieren und Evaluieren
- nach Möglichkeit reale, praktische Umsetzung
Was ist in einer Projektarbeit thematisch möglich?
Kurze Antwort: Alles! In erster Linie sind mechanische Konstruktionen denkbar, die sich über Abfragesensorik und SPS oder Logikmodule steuern lassen. Aber auch andere Projekte sind grundsätzlich nicht ausgeschlossen, bedürfen jedoch einer genauen Absprache zwischen Firma und der Technikerschule!
Beispiele gefällig? Hier eine kleine Auswahl an bisherigen Projektarbeiten...
Großportal-Plasmaschneidanlage mit gesteuerter Z-Achse Strassl GmbH - Metallbau, Arnsdorf 2014 / 15 |
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Ferngesteuertes Konzeptfahrzeug mit Neigetechnik Eigenauftrag des Projektteams 2010 / 11 |
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Rapsöl-Press-Anlage Eigenauftrag des Projektteams 2010 / 11 |
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Nano-Triebwerk für Modell-Düsenjäger Maschinenbauschule Landshut 2014 / 15 |
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Holzrückevorrichtung als Traktoranbau Eigenauftrag des Projektteams 2014 / 15 |
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Pneumatische Hochdruck-Presse für das Recycling von Motor-Wicklungen Landshuter Werkstätten e. V. 2010 / 11 |
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Minen- und Kappenvereinzelungseinheit für Kugelschreiber-Montageanlage (KUMONA) Maschinenbauschule Landshut 2009 / 10 |
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Elektrisch betriebene Schutzeinhausung für Fräsmaschine Maschinenbauschule Landshut 2010 / 11 |
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Haferquetsche Privater Auftraggeber 2009 / 10 |